4. September 2018

Wer sind eigentlich diese Obdachlosen?

Man sieht Obdachlose überall in der Stadt.
Irgendwie sind sie wie die Stadtvögel. Man sieht sie, nimmt sie aber gar nicht mehr wahr.
Irgendwie gehören sie dazu, aber es würde auch kaum jemand ihr Fehlen bemerken.

Wie man zum Obdachlosen wird, ist individuell sehr unterschiedlich.
Ziemlich sicher haben einige dieser Menschen auch unmittelbar selbst Schuld an ihrer Situation, viele sind aber durch eine Verkettung sehr unglücklicher Umstände und einige auch ganz schuldlos auf der Straße gelandet.

Doch wer sind diese Obdachlosen eigentlich?
Ist das ein bestimmter Schlag Mensch? Sind das alles Leute, die nicht in der Lage sind, sich vernünftig um ihr Leben zu kümmern?

Grundsätzlich kann man sagen, dass Obdachlose einen repräsentativen Querschnitt der Gesellschaft abbilden.

Artikelserie über Obdachlosigkeit

Vor der Obdachlosigkeit
Ich habe heute beschlossen, eine kleine Artikelreihe über Obdachlosigkeit zu beginnen.
Da ich selbst mal obdachlos war, kann ich aus erster Hand berichten. Mein Ziel ist es, über Obdachlosigkeit aufzuklären und mit vielen Vorurteilen über Obdachlose aufzuräumen.

Erst einmal ein paar Zeilen zu mir.
Geboren bin ich in Berlin. Mein Leben verlief, naja..., normal möchte ich jetzt nicht schreiben, doch war ich die meiste Zeit ein guter Staatsbürger und gut integriertes Mitglied unserer Gesellschaft.
Warum nicht normal?
Ich bin ein ziemlich merkwürdiger Mensch und habe vieles ausprobiert. Ziemlich oft auch Sachen, die von anderen unmöglich gehalten wurden und ziemlich oft auch mit Erfolg. Wenn auch nicht immer.
Ich habe viele Abenteuer erlebt, bin zweimal ausgewandert und habe viele Jahre meines Lebens in fremden Ländern gelebt.
Ich war Rocker, Hausbesetzer, Punk, erfolgreicher Geschäftsmann, Webdesigner, Grafiker, Online-Journalist, Maurer, Elektriker, Fernmeleldemonteur, Tellerwäscher, Leistungssportler, LKW-Fahrer und Staubsaugerverkäufer.
Angestellt war ich jedoch immer nur kurze Zeit, da eine Hochbegabung es mir ziemlich schwer macht, mich in die üblichen Strukturen von Unternehmen einzugliedern.
Die meiste Zeit meines Lebens war ich selbstständig.
Bereits kurz nach der Wende 1989 machte ich mein erstes, großes Geschäft mit dem Verkauf von Weihnachtsbäumen. Dann folgten der Handel mit Obst und Gemüse, später mit Wild und Geflügel. Noch etwas später hatte ich eine Reinigungsfirma, machte berlinweit Promotion für die Berliner Morgenpost und ganz am Ende hatte ich mein Online-Business. Mit Sicherheit habe ich noch einiges vergessen.
Man wurde nie richtig reich dabei, aber es war ein gutes Leben.
Und ich war mal obdachlos.

5. Mai 2015

Glaube - Kann ich mir aussuchen ob es Gott gibt?

Manchmal werde ich von Leuten auf meinen Glauben hin angesprochen. Wenn ich dann davon berichte, hören mir die meisten zumindest für eine Weile zu und sagen dann in etwa solche Sätze wie: "Ich glaube nicht daran" oder "Ich glaube nicht an Gott". Gemeint ist, dass sie nicht an die Existenz Gottes glauben.
Aber auch von Christen hört man immer wieder, zum Beispiel wenn es um die Wunder in der Bibel geht: "Das muss man eben glauben".
Allerdings ist dies die falsche Herangehensweise, wenn es um den christlichen Glauben geht.
Das Wort "Glauben" impliziert, dass man es sich aussuchen kann ob man daran glaubt oder nicht. Das ist aber nicht der Fall!

Da ich, wie immer, alles ganz genau wissen muss, habe ich mir mal den altgriechischen Text vorgenommen, in dem das Neue Testament ursprünglich mal aufgeschrieben wurde. Nein, nein ich kann das nur ganz rudimentär, habe mich aber mit einigen Hilfsmitteln durch die entsprechenden Textpassagen gekämpft.

Im Altgriechischen stehen da folgende Worte:
  • πίστις (pistis) = Glaube
  • πιστεύω (pisteuó) = glauben
  • πιστός (pistos) = zuverlässig, treu
Im  Neuen Testament steht auch häufig die Kombination πιστεύω είς (pisteuó eis) = im Sinne von "...ich glaube an..." und nicht "...ich glaube ob...".
Auch sagt Jesus in Markus 11,22: "...ἐχετε πίστιν θεοῦ..." (echete pistin theou) = "...habt Glauben an Gott...". Im Sinne von "vertraut ihm".

Eigentlich müsste man statt des Wortes "Glauben", mit dem Begriff "Vertrauen" übersetzen. In der lateinischen Bibel (Vulgata) wurde dies mit dem Wort "credere" auch getan. Das wir den Begriff "Glauben" heute so oft missverstehen, hat uns der alte Luther eingebrockt. Allerdings ohne böse Absicht.
Zu seiner Zeit war das Wort Vertrauen anders belegt.
Vertrauen stammt aus dem Bereich der Ehe also wie "trauen vor dem Traualtar" oder ein "Paar miteinander vertrauen".
Die Sprache Luthers war das Mittelhochdeutsche in dem naturgemäß viele Begriffe aus dem Althochdeutschen vorkamen.

2. Mai 2015

Zum Leben begnadigt

Gnade.
Ich denke diesen Begriff kann man erst wirklich erfassen, wenn man selbst einmal begnadigt worden ist.
Natürlich hat das jeder schon mal erlebt. Wenn man als Kind etwas ausgefressen hat und die Mama oder der Papa statt eine Strafe zu verhängen gesagt haben: "Ist in Ordnung. Mach es aber nicht noch einmal". Puh, noch Mal Glück gehabt...
Das Gleiche ist den meisten wohl schon mal bei guten Freunden, auf der Arbeitsstelle oder sonst irgendwo im Leben passiert.
Erinnern Sie sich wie gut es getan hat und wie befreit man sich danach gefühlt hat. Eine neue Chance! Mir ist vergeben worden.

Mir selbst ist auch schon einmal so gegangen. Vor vielen Jahren habe ich mal wirklich Mist gebaut. Ich saß in Untersuchungshaft und mich erwartete eine Mindesthaftstrafe von fünf Jahren. Das Strafgesetzbuch ließ keine andere Möglichkeit zu.
Vor Gericht habe ich dann wahrheitsgemäß geschildert wie es zu der Tat gekommen war und die Richterin ließ sich erweichen. Statt mich wegen meines tatsächlichen Vergehens für viele Jahre ins Gefängnis zu schicken, wandte sie einen juristischen Winkelzug an und verurteilte mich zu einer Strafe wegen vorsätzlichen Vollrauschs, unter dem ich meine Tat begangen hatte. Das Ergebnis war dass ich eine Bewährungsstrafe bekam und nach der Verhandlung das Gefängnis verlassen konnte. Ich war begnadigt.

18. September 2014

Mit Trennung und Verlust umgehen

Life under construction...
Jeder wird im Leben früher oder später mit dem Schmerz des Verlustes konfrontiert. Sei es wenn die Eltern sterben, der Tod auf andere Weise in das eigene Leben tritt oder wenn Paare sich, nach oft langjähriger Beziehung, trennen. Jedes Mal spielen sich große Dramen ab, die oftmals sehr tief gehen.
Doch jeder hat seine persönliche Art mit diesem Schmerz umzugehen. Die Einen finden schon nach kurzer Zeit ins Leben zurück, während andere viele Jahre oder für immer unter diesem Schmerz leiden, oder daran zerbrechen.
Da stellt sich die Frage, was bei beiden Gruppen unterschiedlich abläuft, fast von selbst.
Ist die eine Gruppe eventuell hartherziger und ihr gehen diese Ereignisse nicht so nahe, oder hat die andere Gruppe einfach zu dicht am Wasser gebaut und ist viel zu emotional?

Keine der beiden Antworten ist richtig. Zumindest in weiten Teilen nicht.
Der Unterschied zwischen beiden Gruppen liegt in der Sichtweise auf den Schmerz.