Warum wir das Falsche lernen
Man sagt uns, Schule sei eine Bildungseinrichtung. Sie diene dazu, junge Menschen auf das Leben vorzubereiten, ihnen Wissen zu vermitteln, das sie benötigen, um als mündige Bürger in einer komplexen Gesellschaft zu bestehen. Doch diese Behauptung hält einer einfachen Prüfung nicht stand.
Denn wenn Schule tatsächlich der Ort ist, an dem junge Menschen auf das Leben vorbereitet werden, warum wissen dann so viele Absolventen nicht, wie man eine Steuererklärung ausfüllt? Warum können sie nicht erklären, welche Rechte und Pflichten ein Mietvertrag mit sich bringt? Warum haben sie keine Ahnung, wie unser Geldsystem funktioniert, wie Manipulationstechniken in Medien und Politik eingesetzt werden oder wie sie sich effektiv gegen Unrecht zur Wehr setzen können?
Stattdessen lernen sie, das Volumen der Sonne zu berechnen. Sie memorieren mathematische Formeln, die sie niemals benötigen werden. Sie pauken Jahreszahlen historischer Ereignisse, ohne zu verstehen, was Geschichte für ihre Gegenwart bedeutet. Sie analysieren Gedichte, ohne je ein einziges Wort über die Psychologie zwischenmenschlicher Beziehungen zu hören.
Das ist kein Unfall. Es ist kein Versehen. Es ist die logische Folge eines Schulsystems, das nie für echte Bildung geschaffen wurde. Wer das nicht erkennt, versteht nicht, warum Schule so ist, wie sie ist.
Denn Schule ist nicht in erster Linie eine Bildungseinrichtung. Sie ist ein Disziplinierungsapparat. Sie dient nicht dazu, Menschen klüger zu machen, sondern sie an ein Leben unter fremder Autorität zu gewöhnen. Sie ist keine Vorbereitung auf das Denken, sondern eine Gewöhnung an das Funktionieren.
Wenn Ihr nicht alles lesen wollt, könnt Ihr Euch den Text hier anhören.