9. Juni 2019

Wie geht es weiter mit mir?

Die letzten Wochen und Monate meines Lebens waren, wie fast immer, sehr aufregend.
Es sind wieder mal einige Stürme an mir vorbei und über mich hinweg gezogen. Doch solche Gewitter können sowohl Schaden anrichten, als auch sehr heilsam sein und eine Orientierung in eine neue Richtung möglich machen.
Der angerichtete Schaden beschränkte sich weitestgehend auf meine eigene Person, allerdings waren auch andere Menschen betroffen, bei diesen bitte ich um Entschuldigung und falls der Schaden wiedergutmachungswürdig ist, meldet euch bitte bei mir und gebt mir die Chance, mich wieder zu einem ehrlichen Menschen zu machen.

Ich musste in den letzten Wochen meine Pläne für die Zukunft ziemlich gravierend überdenken und auch ändern.
Bisher stand ich vielen Dingen, die im aktuellen Hilfesystem geschehen, ziemlich ablehnend gegenüber. Dies hat sich auch nicht verändert.
Doch statt wie bisher lediglich auf die Missstände hinzuweisen und gegen diese vorzugehen, habe ich beschlossen, es einfach besser zu machen. Ich habe verstanden, dass es nichts bringt, permanent nur anti zu sein. Ein solches Verhalten vergeudet zu viele Energien, zerstört Freundschaften und bringt die ganze Sache nicht einen Schritt nach vorn.

Ich habe ebenfalls verstanden, dass es für mich im Berliner Hilfesystem keinen Platz bzw keine Festanstellung geben wird.
Das meine fehlende Ausbildung zum Sozialarbeiter dabei ausschlaggebend ist, kann ich nur bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen. Da dies aber immer wieder genannt wird, muss ich dies akzeptieren.

Ja, wie geht es weiter? 
Ich bin zu dem Schluss gekommen, einen totalen System-Reset bei mir durchzuführen, alles nochmal neu zu überdenken und komplett neue Wege zu gehen, die jedoch so neu gar nicht sind.
Ich werde mich aus der aktiven Obdachlosenarbeit auf der Straße vorerst komplett zurückziehen. Aktuell laufende Fälle werde ich natürlich abarbeiten. Ich kann diese Menschen nicht plötzlich einfach hängen lassen. Allerdings werde ich nicht wieder auf die Straße gehen und mir dort neue Arbeit suchen. Zumindest im Moment nicht.

In der nahen Zukunft stehen einige Gespräche an, in denen es darum geht, mich privat zu finanzieren. Also über Stiftungen, privaten Spenden und anderen Geldgebern.
Zugleich werde ich meine Arbeit vollständig neu strukturieren. Ich werde mich wieder auf meine Kernkompetenzen besinnen und diese in der Zukunft für die Sache der Obdachlosen nutzen.

Aktuell plane ich ein deutschlandweites Webprojekt, dass am Ende sowohl den Helfern, privat oder organisiert, als auch den obdachlosen Menschen draußen auf den Straßen nützlich und hilfreich sein wird. Ein Freund aus dem Internet hat mich deswegen mit einer Stiftung in Kontakt gebracht, die genaue solche Projekte finanziert. Ich muss dort natürlich erstmal ein Businessplan vorlegen und dann sehen wie diese Leute entscheiden. Durch eine Förderung dieser Art, könnte ich auch zumindest im nächsten Jahr meinen Lebensunterhalt bestreiten und wäre endlich von diesem elenden Jobcenter weg.

Parallel dazu werde ich auch weiterhin Öffentlichkeitsarbeit betreiben und die Belange und Probleme der obdachlosen Menschen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Dazu werde ich wie gehabt, meinen Blog und meinen Facebook-Account nutzen, aber auch solange wie es mir ermöglicht wird, die Presse sowie Funk und Fernsehen nutzen. Im Moment läuft gerade im letztgenannten Bereich ein größeres Projekt, dass allerdings erst nächstes Jahr in mehreren Folgen im TV ausgestrahlt wird.

Mir wird auch immer wieder die Idee angetragen, ein Buch zu schreiben.
Bisher habe ich mich gegen diesen Gedanken immer zur Wehr gesetzt und habe das auf einen Zeitpunkt aufgeschoben, an dem ich ein alter Mann bin und in Rente gehe.
Inzwischen habe ich diesen Entschluss revidiert und werde in den nächsten Wochen Möglichkeiten prüfen bzw einen Verlag finden, der dieses bisher noch ungeschriebene Buch gegebenenfalls veröffentlichen wird.

Seit meinem letzten Alkoholrückfall besuche ich eine Selbsthilfegruppe. Zu Beginn und zum Ende eines jeden Treffens, wird immer folgendes Gebet gesprochen:

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen die ich nicht ändern kann. 
Den Mut Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit das eine vom anderen zu unterscheiden. 

In diesem Sinne…

 André

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