Anstatt sich nach diversen, niederstreckenden Tiefschlägen schmollend in eine Ecke zu verkriechen, stand dieser wieder auf und bot seinen Angreifern die Stirn. Und wie es im Moment aussieht, auch erfolgreich.
Doch beginnen wir von vorn.
Kim Dotcom wurde, damals noch als Kim Schmitz, 1974 in Kiel geboren.
Nach seiner Schulausbildung machte er zuerst in ziemlich unrühmlicher Weise als Hacker von sich reden.
Seinen ersten großen Auftritt hatte er, als er in der Fernsehsendung Monitor des WDR, das Blue-Box-Verfahren demonstrierte. Damit war es damals möglich, kostenlose Ferngespräche zu führen.
Gleichzeitig zählte er zu den Mitinitiatoren der Mailbox-Szene. Er betrieb selbst zwei solcher Boxen. Später wurde ihm vorgeworfen, seine User systematisch belauscht zu haben, um auf diese Weise an Insiderinformationen aus der Hackerszene zu gelangen.
Mit dem gesammelten Wissen betätigte er sich als Fälscher von Magnetkarten. Bei einer durchgeführten Hausdurchsuchung fand die Polizei hunderte von Kredit- und Telefonkarten.
Nachdem er aufflog, begann Dotcom sein Wissen mit der Polizei und der Staatsanwaltschaft zu teilen. Dies trug vermutlich am Ende mit dazu bei, dass er nur zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt wurde.
Sein erstes großes Geld bekam er von der Telekom. Er hatte von einem Fehler in deren GSM-System erfahren. Für sein Schweigen bekam er einen gut bezahlten Beratervertrag von dem Unternehmen. Das dort erhaltene Geld benutzte er, um die Data Protect Consulting GmbH zu gründen, welche später der TÜV-Rheinland kaufte.
Ein weiteres, bemerkenswertes Ereignis war, dass Kim Dotcom behauptete, in die Systeme der City-Bank eingedrungen zu sein. Vorgeblich sollen 20 Millionen US-Dollar an Greenpeace überwiesen worden sein. Greenpeace dementierte dies.
Kim Schmitz |
Zu dieses Zeit ging es dem Unternehmen letsbuyit.com finanziell nicht so prächtig. Kim Dotcom ließ verlauten, er würde mit einer kräftigen Finanzspritze in die Bresche springen. Daraufhin ging der Kurs der Aktie durch die Decke und Dotcom verkaufte, die in seinem Besitz befindlichen Aktien des Unternehmens, mit hohem Gewinn. Dies bracht ihm eine Klage wegen Insiderhandels ein.
Nach einigen weiteren, medienwirksamen Aktionen (er setzte ein Kopfgeld auf Osama bin Laden aus), ging er im Jahr 2002 nach Thailand, wo er schon kurze Zeit später festgenommen und nach Deutschland überstellt wurde. Vor Gericht wurde er zur Bewährung und 100.000 Euro Geldstrafe verurteilt.
Gleich nach dem Urteil wanderte er nach Hongkong aus.
In den nächsten Jahren wurde es relativ ruhig um ihn, bis im Jahr 2007 Berichte erschienen, die ihn mit dem Sharehoster Megaupload in Verbindung brachten. Erst im Jahr 2011 hörte man wieder von ihm, als er wegen seiner Beteiligung an Megaupload von einem Unternehmen auf 5 Millionen US-Dollar verklagt wurde. Es kam zu einem Vergleich, zu dem keine näheren Details genannt wurden.
Kim Dotcom zog nach Neuseeland.
Die Rechteinhaber aus der Film- und Musikindustrie versuchten schon seit Jahren, seiner habhaft zu werden und seinen Dienst Megaupload vom Netz zu bekommen.
Am 19. Januar 2012 wurde Kim Dotcom in einer filmreifen, jedoch später für illegal erklärten Razzia, festgenommen und ihm wurde ein amerikanischer Haftbefehl wegen vermutlicher Copyrightverstöße zur Kenntnis gebracht. Außerdem wurde seine Haupteinnahmequelle, Megaupload, abgeschaltet.
Dies war ein besonders schwerer Schlag, da Megaupload kurz vor dem Börsengang stand. Dies hätte Dotcom zum erfolgreichsten Internet-Unternehmer aller Zeiten gemacht.
Vorgeblich soll er der Content-Industrie einen Schaden von 500 Millionen US-Dollar zugefügt haben, sein beschlagnahmtes Vermögen belief sich zu diesem Zeitpunkt auf etwa 175 Millionen US-Dollar. In den USA hätte er eine Haftstrafe von 20 Jahren zu erwarten.
Jetzt erfolgten viele juristische Manöver, in denen sich Dotcom einen Teil seines beschlagnahmten Vermögens zurück erstritt und an deren Ende die USA im März 2012 die Auslieferung von Kim Dotcom beantragte.
Eine Entscheidung dies bezüglich, steht zur Zeit (12.10.2013) noch aus.
In den USA wehrt sich Kim Dotcom gegen die Vorwürfe und wie es aussieht, könnte er wohl Erfolg haben.
Allerdings muss man wissen, dass der Wahlkampf von Obama unter anderem von der Film- und Musikindustrie finanziert worden ist. Ob und wie die Sachverhalte zusammenhängen, kann nicht endgültig gesagt werden. Doch es ist ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Auch vom neuseeländischen Premierminister erhielt Dotcom eine persönliche Entschuldigung in Bezug auf seine Verhaftung.
Nach so viel Ärger und Aufregung hätten die meisten Menschen wahrscheinlich aufgegeben und gehofft, mit nur angesengtem Fell aus der Geschichte heraus zu kommen.
Nicht jedoch Kim Dotcom...
Am 19. Januar 2013 ging sein neuer Dienst MEGA an den Start. Genau ein Jahr nach seiner spektakulären Verhaftung. Eine Kampfansage?
Innerhalb der ersten 14 Stunden nach dem Start registrierten sich etwa 500.000 neue Nutzer auf MEGA.
Grundsätzlich gibt es schon gewisse Überschneidungspunkte zu Megaupload, dennoch ist alles anders. Zumindest, was die rechtliche Situation für Dotcom angeht.
Durch eine Verschlüsselung der hoch geladenen Daten, bevor diese den Webserver erreichen, kann Dotcom nun ruhigen Gewissens sagen, er wisse nicht, was sich auf seinen Servern befindet. Die Verantwortung für die hoch geladenen Dateien liegt einzig beim User. Dieser entscheidet auch, wem er den Link zu einer entsprechenden Datei gibt und ob er den Schlüssel zum Öffnen der Files mitliefert.
Da die Schlüssel nicht an den Server von Megaupload übertragen werden, können die Dateien von den Betreibern auch nicht eingesehen werden. Lädt man die Dateien nun über einen Link herunter, so werden diese, bei der Verwendung des passenden Schlüssels, direkt im Webbrowser wieder entschlüsselt.
Auch die benutzte Verschlüsselungstechnik ist Mega.
Verwendet wird ein so genannter AES-128 Algorithmus. Diesen gibt es mit drei Schlüssellängen. Einmal 128 Bit, 192 Bit oder 256 Bit. In der Variante mit 256 Bit ist die Verschlüsselung in den USA für Dokumente der höchsten Geheimhaltungsstufe zugelassen.
Es gibt dennoch Kritiker, die behaupten, die Verschlüsselung sei nicht ausreichend. Von MEGAs Seite wurde darauf reagiert, in dem man eine Prämie von 10.000 US-Dollar auslobte, für Denjenigen, der eine Schwachstelle im System aufzeigen könne. Diese 10.000 Dollar wurden bisher jedoch von Niemandem in Anspruch genommen.
Allerdings dient die Verschlüsselung nicht der Anonymität der Nutzer. In seinen allgemeinen Geschäftsbedingungen behält sich MEGA vor, Zitat:
Das „Kommunikations-Logs, IP-Adressen, Verkehrsdaten und Informationen zur Website-Nutzung“ (“Communication logs, traffic data, site usage and other information related to us supplying the services”) sowie „persönliche Informationen in hochgeladenen Daten“ (“Any personal information included in data uploaded to our system”) gespeichert. Diese Daten können an „autorisierte Wiederverkäufer und Diensteanbieter“ (“authorised resellers and service providers”) verkauft werden.Wie die Verwendung von persönlichen Informationen in hoch geladenen Dateien, in Anbetracht der Verschlüsselung, in der Praxis funktionieren kann, bleibt jedoch unklar.
MEGA im Vergleich mit anderen Anbietern
Was bei MEGA gleich ins Auge fällt, ist die riesige Menge Speicherplatz.
Im kostenlosen Basistarif stehen 50 GB zur Verfügung. Dieser ist erweiterbar auf bis zu vier TB.
Im Vergleich dazu, bekommt man beim Internetriesen Google auf Gdrive "nur" 15 GB, allerdings erweiterbar auf 16 TB.
Relativ abgeschlagen, folgen die anderen Mitbewerber wie:
- SkyDrive = 7 GB
- Box, SugarSync, Ubuntu-One und HiDrive = 5 GB
- GMX, Web.de und Dropbox = 2 GB
Durch das Werben von neuen Kunden, kann man bei den meisten Anbietern weiteren kostenlosen Speicherplatz bekommen.
Auch vom Preis her kann MEGA punkten. Die folgenden Preise beziehen sich auf jeweils 25 GB zusätzlichen Speichers pro Monat.
- MEGA = 0,50 €/Monat
- SkyDrive = 0,77 €/Monat
- GDrive = 1,84 €/Monat
- Dropbox = 1,85 €/Monat
- SugarSync = 2,30 €/Monat
- Web.de und GMX = 2,50 €/Monat
- Ubuntu-One = 2,76 €/Monat
- Box = 8,50 €/Monat
Allerdings fehlt fast allen diesen Angeboten die Funktionalität von Gdrive. Dort kann man kostenlos sehr funktionsfähige Apps wie Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationen und vieles mehr benutzen. Der einzige Anbieter, der noch ungefähr in dieser Liga spielt, ist Dropbox.
Am Ende noch mein persönliches Fazit.
Ich persönlich nutze drei dieser Dienste.
Warum?
Auf GDrive habe ich meine Daten, die ich für meine tägliche Arbeit benötige. Das heißt, in der Mehrzahl, Texte und Tabellen. Zusätzlich liegt dort eine Kopie all meiner Fotos und noch ein paar andere Schätzchen aus meiner Vergangenheit.
Da ich Ubuntu als Betriebssystem habe, lasse ich meine automatischen Datensicherungen immer gleich zu Ubuntu-One hochladen.
Und auf MEGA liegen weitere Kopien meiner Fotos und auch Sicherungen, der von mir erstellten Webseiten, inklusive der dazugehörigen Datenbanken.
Warum MEGA?
Ich persönlich finde den Mut und die Power von Kim Dotcom beachtlich. Man sollte ihm seine Jugendsünden nachsehen und auf das schauen, was er in der letzten Zeit gemacht hat und daran kann ich nichts schlechtes sehen.Außerdem ist sein Dienst sehr gut gemacht. Dies beginnt bei der Technik und endet bei einer sehr einfachen und intuitiven Bedienbarkeit.
Besonders sensible Daten würde ich auf MEGA allerdings noch nicht hochladen, da in den USA die Verfahren gegen Megaupload noch ausstehen. Bei Kim Dotcoms erster Verhaftung wurden alle Server von Megaupload, inklusive aller Daten von den Behörden, beschlagnahmt und bis heute nicht herausgegeben.
Man muss die Geschichte weiter im Auge behalten, doch ich bin überzeugt, dass MEGA sich durchsetzen wird und dass den Kollegen von der Konkurrenz, demnächst mehr als ein warmes Lüftchen ins Gesicht bläst.
Sollten sich neue Entwicklungen ergeben, lasse ich wieder von mir hören.
Andre Hoek
Korrektorat: Sylvia Hoek
Zitat Wikipedia
Bild: Wikimedia Commons - Autor: Andreas Bohnenstengel
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