Münzbild von Kleopatra |
Nach Ansicht von Stacy Schiff, der Autorin von „Kleopatra - Ein Leben“ gehören diese Geschichten jedoch ins Reich der Mythen, auch wenn sich Kleopatra solche Eskapaden ohne weiteres leisten konnte.
Ebenso unrichtig ist es, Kleopatra auf die Verführerin von zwei Caesaren zu reduzieren, die über keine weiteren Talente verfügte. Denn wenn man das Bild auf der Münze rechts betrachtet, war sie nach heutigen Maßstäben keine Schönheit und vermutlich damals auch nicht.
Sie muss also über weitere Talente und Persönlichkeitsmerkmale verfügt haben. Insgesamt war die letzte Pharaonin eine Person, die großes Charisma besaß und die sich geschickt jeder Situation anpassen konnte.
Kleopatra VII. (oder richtiger VI.) sprach acht Sprachen (vermutlich mehr) und während ihrer Kindheit und Jugend erhielt sie eine Ausbildung von den führenden Gelehrten ihrer Zeit. Selbst die berühmte Bibliothek von Alexandria, stand zu ihrer freien Verfügung.
Diese Ausbildung sollte ihr in ihrem Leben noch vielfach zugute kommen.
Kleopatra war auch keine Ägypterin, wie vielfach angenommen wird, sondern eine griechische Makedonierin.
Die Familiengeschichte kann man eigentlich nur als ziemlich turbulent bezeichnen. Auf deutsch gesagt, es herrschten Mord und Totschlag, wenn es um die Thronfolge und andere Herrschaftsansprüche ging. Gift, Dolch und andere Mittel wurden gnadenlos eingesetzt. Auch Kleopatra sollte sich dieser Mittel zum Erhalt ihrer Macht bedienen.
Ein Opfer war unter anderem ihr jüngerer Bruder, der auch für eine gewisse Zeit ihr Ehemann gewesen war (Jaaa, so etwas gab es damals...) Selbst ihre eigenen Söhne, sollte sie später zum Erhalt ihrer Macht geehelicht haben.
Aber auch das Image von der eiskalten Mörderin, ist nicht zutreffend. Denn ihr Bruder hatte ihr selbst nach dem Leben getrachtet. Oder besser gesagt, dessen Berater und Lehrer. Der Knabe selbst zählte damals gerade erst zwölf Lenze.
Gaius Iulius Caesar |
Während ihrer Regierungszeit hatte sie mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, die sie aber in den meisten Fällen mit großer Souveränität meisterte. Erst zum Ende ihres Lebens wurde sie vom Glück verlassen und wurde ein Opfer von Verschiebungen in den damaligen Machtverhältnissen.
Stacy Schiff schildert in dem Buch Kleopatra - Ein Leben auf wirklich unterhaltsame Weise, fast schon im Plauderton, die Geschehnisse zur Zeit der berühmten Pharaonin. Trotz des lockeren Erzählstils, ist das Buch außerordentlich tief recherchiert. Die Autorin geizt nicht mit Einzelheiten und Details, die es einem ermöglichen, sich eine genaue Vorstellung dieser Zeit zu machen. Dies beginnt bei der Erwähnung eines Kometen, der zu dieser Zeit am Himmel zu sehen war und endet bei äußerst detailreichen und bildhaften Beschreibungen der Örtlichkeiten und Landschaften. Wenn Stacy Schiff einen Ausflug nach Alexandria macht, bekommt man nach dem Zuklappen des Buches Heimweh nach diesem Ort. Ebenso schildert sie das damals nicht gerade kaiserliche Rom, als einen Ort, an dem man nicht wirklich gern wohnen würde.
Es gelingt Stacy Schiff meisterhaft, einen Einblick in die Kultur und das gesamte Lebensfeeling der damaligen Gesellschaft zu vermitteln. Sie beschreibt unter anderem die allgemeine Verwaltung, das Steuersystem und viele andere Gegebenheiten des ägyptischen Alltags und ermöglicht es ihrem Leser auf diese Weise, sowohl mit der gehobenen Klasse als auch mit den ganz normalen Leuten von der Strasse, so zu sagen aus einem Topf zu fressen.
Wer sich diesem recht trockenen Thema auf unterhaltsame und dennoch fundierte Weise annähern möchte, ist mit dem Buch Kleopatra - Ein Leben von Stacy Schiff sehr gut bedient. Es ist eine Freude, dieses Buch zu lesen und es ergeht einem wie der Mimi mit ihrem Krimi. Aber auch Leute, die meinen, bereits alles zu dieser Thematik zu wissen, können dieses Buch mit Gewinn lesen.
Mir persönlich hat es auf jeden Fall viel Spaß gemacht.
Die Autorin Stacy Schiff wurde am 26. Oktober 1961 in Adams/Massachusetts geboren und lebt heute in New York City.
Ihren Lebensunterhalt verdient sie als Journalistin und Biografin.
Die 1994 veröffentlichte Biografie von Antoine de Saint-Exupéry brachte ihr eine Nominierung für den Pulitzerpreis ein. Bekommen hat sie diesen jedoch erst sechs Jahre später für die Biografie Vera, in der sie das Leben der Ehefrau von Schriftsteller Vladimir Nabokov schildert. Auch die nachfolgende Biografie über Benjamin Franklin wurde mit hohen Preisen und Auszeichnungen bedacht.
Unter diesem Link kann man sich das Buch bei Amazon als gebundene Ausgabe bestellen und hier für den Kindle.
Andre Hoek
Illustrationen: Wikimedia Commons - Urheber: Louis le Grand und PHGCOM
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