22. Oktober 2018

Gewalt an Obdachlosen

Unter dieser Brücke in Hannover wurde ich überfallen
Gelegentlich dringen Nachrichten von Gewalttaten an Obdachlosen an die Öffentlichkeit. Zum Beispiel dann, wenn Obdachlose mal wieder in Brand gesteckt oder wenn es so eklatante Fälle wie zum Beispiel Horst gibt. Die Betroffenheit ist jedesmal groß, doch in der Regel legt sich die Aufregung innerhalb weniger Tage und die Sache bleibt ein vergessener Einzelfall.

Tatsächlich ist für obdachlose Menschen Gewalt ein normaler Teil ihres Alltags. Sie ist permanent präsent und stets kann aus einer ganz normalen, ruhigen Situation, eine brandgefährliche Szene entstehen. Bei meine Touren erkläre ich den Leuten immer:

"Auf der Straße kann jederzeit alles passieren."


Jederzeit muss man mit allem rechnen.
In der Nacht darf man nur mit einem Auge schlafen. Jedes Geräusch das nicht zum jeweiligen Schlafplatz gehört, treibt einen schlagartig das Adrenalin ins Blut. Man ist sofort hellwach und analysiert die Situation. Ein Fremder in der Nähe des Schlafplatzes kann große Gefahr bedeuten.
Wenn es kälter wird, ist man irgendwann gezwungen ein Zelt aufzustellen, sonst hält man es in der Kälte nicht mehr aus. Allerdings hat so ein Zelt auch einen entscheidenden Sicherheitsnachteil. Wenn man Nachts fremde Geräusche hört, muss man sich erst mühsam aus den Schlafsäcken wühlen und den Zelteingang öffnen um zu sehen, was draußen los ist.
Die Zeit die man dafür braucht kann entscheidend sein, wenn es darum geht, einen eventuellen Angriff abzuwehren.

11. September 2018

Wovon leben Obdachlose oder ist Schnorren cool?

Wie kommt man an Geld, wenn man obdachlos ist?

Grundsätzlich hat man zwei Möglichkeiten.
Entweder wird man kriminell und besorgt sich sein Geld durch Diebstähle in Geschäften oder man greift auf eine der drei Möglichkeit an Geld zu kommen der Obdachlosen zurück, die ich gleich noch schildern werde.
Insgesamt kann ich sagen, dass die meisten Obdachlosen sich für den geraden und ehrlichen Weg entscheiden. Es gibt prozentual nur sehr wenig Menschen auf der Straße, die bereit sind kriminell zu werden.
Es wird sehr oft untereinander gestohlen, aber die normalen Leute werden so gut wie nie belästigt.
Hat man sich für die Ehrlichkeit entschieden, bleiben drei weitere Optionen um an das täglich benötigte Geld zu kommen.
Man kann entweder Pfandflaschen sammeln, schnorren oder die Obdachlosenzeitung verkaufen.

4. September 2018

Wer sind eigentlich diese Obdachlosen?

Man sieht Obdachlose überall in der Stadt.
Irgendwie sind sie wie die Stadtvögel. Man sieht sie, nimmt sie aber gar nicht mehr wahr.
Irgendwie gehören sie dazu, aber es würde auch kaum jemand ihr Fehlen bemerken.

Wie man zum Obdachlosen wird, ist individuell sehr unterschiedlich.
Ziemlich sicher haben einige dieser Menschen auch unmittelbar selbst Schuld an ihrer Situation, viele sind aber durch eine Verkettung sehr unglücklicher Umstände und einige auch ganz schuldlos auf der Straße gelandet.

Doch wer sind diese Obdachlosen eigentlich?
Ist das ein bestimmter Schlag Mensch? Sind das alles Leute, die nicht in der Lage sind, sich vernünftig um ihr Leben zu kümmern?

Grundsätzlich kann man sagen, dass Obdachlose einen repräsentativen Querschnitt der Gesellschaft abbilden.

Artikelserie über Obdachlosigkeit

Vor der Obdachlosigkeit
Ich habe heute beschlossen, eine kleine Artikelreihe über Obdachlosigkeit zu beginnen.
Da ich selbst mal obdachlos war, kann ich aus erster Hand berichten. Mein Ziel ist es, über Obdachlosigkeit aufzuklären und mit vielen Vorurteilen über Obdachlose aufzuräumen.

Erst einmal ein paar Zeilen zu mir.
Geboren bin ich in Berlin. Mein Leben verlief, naja..., normal möchte ich jetzt nicht schreiben, doch war ich die meiste Zeit ein guter Staatsbürger und gut integriertes Mitglied unserer Gesellschaft.
Warum nicht normal?
Ich bin ein ziemlich merkwürdiger Mensch und habe vieles ausprobiert. Ziemlich oft auch Sachen, die von anderen unmöglich gehalten wurden und ziemlich oft auch mit Erfolg. Wenn auch nicht immer.
Ich habe viele Abenteuer erlebt, bin zweimal ausgewandert und habe viele Jahre meines Lebens in fremden Ländern gelebt.
Ich war Rocker, Hausbesetzer, Punk, erfolgreicher Geschäftsmann, Webdesigner, Grafiker, Online-Journalist, Maurer, Elektriker, Fernmeleldemonteur, Tellerwäscher, Leistungssportler, LKW-Fahrer und Staubsaugerverkäufer.
Angestellt war ich jedoch immer nur kurze Zeit, da eine Hochbegabung es mir ziemlich schwer macht, mich in die üblichen Strukturen von Unternehmen einzugliedern.
Die meiste Zeit meines Lebens war ich selbstständig.
Bereits kurz nach der Wende 1989 machte ich mein erstes, großes Geschäft mit dem Verkauf von Weihnachtsbäumen. Dann folgten der Handel mit Obst und Gemüse, später mit Wild und Geflügel. Noch etwas später hatte ich eine Reinigungsfirma, machte berlinweit Promotion für die Berliner Morgenpost und ganz am Ende hatte ich mein Online-Business. Mit Sicherheit habe ich noch einiges vergessen.
Man wurde nie richtig reich dabei, aber es war ein gutes Leben.
Und ich war mal obdachlos.

5. Mai 2015

Glaube - Kann ich mir aussuchen ob es Gott gibt?

Manchmal werde ich von Leuten auf meinen Glauben hin angesprochen. Wenn ich dann davon berichte, hören mir die meisten zumindest für eine Weile zu und sagen dann in etwa solche Sätze wie: "Ich glaube nicht daran" oder "Ich glaube nicht an Gott". Gemeint ist, dass sie nicht an die Existenz Gottes glauben.
Aber auch von Christen hört man immer wieder, zum Beispiel wenn es um die Wunder in der Bibel geht: "Das muss man eben glauben".
Allerdings ist dies die falsche Herangehensweise, wenn es um den christlichen Glauben geht.
Das Wort "Glauben" impliziert, dass man es sich aussuchen kann ob man daran glaubt oder nicht. Das ist aber nicht der Fall!

Da ich, wie immer, alles ganz genau wissen muss, habe ich mir mal den altgriechischen Text vorgenommen, in dem das Neue Testament ursprünglich mal aufgeschrieben wurde. Nein, nein ich kann das nur ganz rudimentär, habe mich aber mit einigen Hilfsmitteln durch die entsprechenden Textpassagen gekämpft.

Im Altgriechischen stehen da folgende Worte:
  • πίστις (pistis) = Glaube
  • πιστεύω (pisteuó) = glauben
  • πιστός (pistos) = zuverlässig, treu
Im  Neuen Testament steht auch häufig die Kombination πιστεύω είς (pisteuó eis) = im Sinne von "...ich glaube an..." und nicht "...ich glaube ob...".
Auch sagt Jesus in Markus 11,22: "...ἐχετε πίστιν θεοῦ..." (echete pistin theou) = "...habt Glauben an Gott...". Im Sinne von "vertraut ihm".

Eigentlich müsste man statt des Wortes "Glauben", mit dem Begriff "Vertrauen" übersetzen. In der lateinischen Bibel (Vulgata) wurde dies mit dem Wort "credere" auch getan. Das wir den Begriff "Glauben" heute so oft missverstehen, hat uns der alte Luther eingebrockt. Allerdings ohne böse Absicht.
Zu seiner Zeit war das Wort Vertrauen anders belegt.
Vertrauen stammt aus dem Bereich der Ehe also wie "trauen vor dem Traualtar" oder ein "Paar miteinander vertrauen".
Die Sprache Luthers war das Mittelhochdeutsche in dem naturgemäß viele Begriffe aus dem Althochdeutschen vorkamen.